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Jeremias Grimmel

Jeremias Grimmel, auch Grimmell (* 25. Januar 1809 in Marburg; † 4. Februar 1871 in Wilmington/USA) war Buchbindermeister, Gründer und Ältester der Gemeinde Marburg, der wegen vielfacher Verfolgung elf Jahre nach seiner Taufe mit seiner Familie in die USA emigrierte.

grimmell-jeremias.jpgGrimmel war Sohn eines Marburger Buchbinders. Er bekehrte sich auf seiner Wanderschaft in Mühlhausen im Elsaß. Er kehrte nach Marburg zurück und schloss sich einem Bibelkreis an, der auch Predigten von Ludwig Hofacker las. Als Oncken auf seiner Reise nach Stuttgart 1838 in Marburg Station machte, lernte er diesen Kreis kennen. Am 25. 10. 1840 taufte J. G. Oncken in der Lahn mit Jeremias Grimmel und seiner Frau Margarethe, geb. Rehn insgesamt fünf Hessen. Oncken gründete dort im gleichen Jahr eine Gemeinde und ordinierte Grimmel zum Ältesten. Der musste von staatlichen und kirchlichen Behörden Verfolgungen, Gefängnisstrafen und Pfändungen erleiden; seine ältesten beiden Kinder wurden zwangsgetauft. Dennoch bestand er unerschrocken auf der Glaubensfreiheit und begründete sie aus der Bibel. Als nach den Tagen der Revolution vom März 1848 im Oktober die Reaktion einsetzte und die Glaubensfreiheit wieder aufhob, entschloss er sich mit seiner Familie zur Auswanderung und ging 1851 in die USA. Er wirkte in Wilmington, Salem, Newcastle und Chester unter deutschen Einwanderern. 1867 ging er als Kolporteur nach Buffalo zu seinem Sohn Julius (1847-1921), der dort Prediger der ersten Baptistengemeinde wurde. Dieser gab u.a. 1885 dem altdeutschen Gemeindegesang „Gesegnet sei das Band“ als „Blest be the Tie“ eine bis heute weltweit gesungene Fassung. Er übersetzte das Lied von John Fawcett ins Deutsche (Evangeliums-Sänger, 1890, Nr. 177; Glaubensstimme, 1950, Nr. 332; Gemeindelieder, 1978, Nr. 110; Feiern und Loben, 2003, Nr. 134). (RF nach der Kurzbiographie von Axel Steen, 1984, mit Ergänzungen von Margarete Jelten, 2015)

Unveröffentlichte Kurzbiographie von Axel Steen von 1984.

Über Grimmel und die Entstehung der Gemeinde Marburg: Festschrift 125 Jahre Gemeindegeschichte Marburg-Hassenhausen-Gießen, Oktober 1965, S. 5-18.

Porträt in: Bleibendes im Wandel. 175 Jahre Baptistengemeinden Hassenhausen und Marburg. Jubiläumsschrift (Text: Erich Geldbach), Fronhausen/Marburg 2015, S. 17-38.

Der Pilger 1891-1897.

Aufzeichnungen, zitiert in Lehmann, Geschichte, Bd. 1, 1896, S. 129-131.133f.135.136.

Handbuch M. Jelten, 1997, S. 187.

Thüringer Zeitung vom 24. November 1847; Lehmann, Geschichte, Bd. 1, 1896, S. 126-136.232 (Foto).233f.235-239.247.251.261f; Lehmann, Geschichte, Bd. 2, 1900, S. 138.332; „Nicht von Menschen, noch durch Menschen sondern durch Gott“ oder Die fünfzigjährige Geschichte der hessischen Baptistengemeinden, in: Der Pilger 1891-1897; Lehmann, Geschichte, Bd. 1, 1896, Neubearbeitung von F.W.Herrmann (1912), ³1923, S. 142-156.164;

Donat, Entstehung, S. 164-176.177-187. 198ff. 207. 212f; Donat, Ausbreitung, Register; Festschrift 125 Jahre Gemeindegeschichte Marburg-Hassenhausen-Gießen, 1965, S. 5-18.23.39.52; Klaus Dieter Schiffelbein, Archivstudien zu den Anfängen der „Sekte der Taufgesinnten“ in Marburg, Magisterarbeit Marburg 1979; Erich Geldbach, Freikirchen - Erbe, Gestalt und Wirkung (Bensheimer Hefte 70), Göttingen 1989, S. 137-139; ders., ² völlig neu bearbeitete Aufl. 2005, S. 152-154; Margarete Jelten, Wurzeln, 1989, S. 53.54.55; dies., „Unterwegs anno 1840“, 1990, S. 22; 150 Jahre Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden Hassenhausen - Marburg 1840-1990 (Festschrift), S. 4-7; Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, ²1995, S. 35.342; Margarete Jelten, Von deutschen Baptisten, die im 19. Jahrhundert auswanderten, in: Freikirchenforschung Nr. 5, 1995, S, (76-89) 83 (ohne Namensnennung, aber die seiner Frau Margaretha);

Astrid Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, S. 52.70; M. Jelten, The Gateway to Overseas Countries - Bremerhaven - Brücke nach Übersee, 2003, S. 24-26; Erich Geldbach, Einige Thesen zum politischen Verhalten der Freikirchen in Deutschland, in: Freikirchenforschung Nr. 13/2003, S. (98-110) 104f; Erich Geldbach, Freikirchen - Erbe, Gestalt und Wirkung (Bensheimer Hefte 70), Göttingen (1989) ² völlig neu bearbeitete Aufl. 2005, S. 152-154; Dietmar Lütz, „… Aber einige sind gleicher“. Religionsfreiheit und die Freikirchen, in: Erich Geldbach u.a., Religions-Freiheit. Festschrift zum 200. Geburtstag von Julius Köbner, Berlin 2006, S. (233-246) 240f; Dietmar Lütz, „aber einige sind gleicher“. Religionsfreiheit und die Freikirchen, in: ZThG 12/2007, S. (19-30) 25f, im Internet: https://www.gftp.de/downloads-und-dokumente/send/36-zthg-12-2007/368-dluetz; Frank Fornaçon, Zwischen Weltflucht und Weltverantwortung. Baptisten als Minderheit auf der Suche nach ihrer politischen Heimat. Historischer Überblick über die Zeit von 1834 bis 1950, in: Freikirchenforschung 17/2008, S. (92-105) 95; Bleibendes im Wandel. 175 Jahre Baptistengemeinden Hassenhausen und Marburg. Jubiläumsschrift 2015, Fronhausen/Marburg 2015, S. 17-38.45 (Foto).47.53.55 (Text: Erich Geldbach); Wilfried Weist, Gesegnet sei das Band, in: Die Gemeinde 5/2017, S. 18; Erich Geldbach, Roger Williams. Ein exzentrisches Multitalent zwischen Alter und Neuer Welt, in: ZThG 26/2021, S. (213-230) 224 (ohne Namensnennung).

Bildnachweis: Oncken Verlag Kassel 1896/1958

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