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Paul Heinrich Pohl
Paul Heinrich Pohl (* 17. Mai 1893 in Fordon/Posen; † 27. September 1965 in Hamburg) war Prediger in Lünen, Berlin und Hamburg-Altona, erster Direktor des Diakonissenhauses Tabea von 1932 bis 1965, der das Werk stark erweiterte und er war Mitglied im erweiterten Kreis der Bundesältesten seit 1936.
Leben
Nach Studium am Seminar in Hamburg 1919-1923 wurde er Prediger in Lünen 1923-1926, in Berlin-Gubenerstraße bis 1929 und ab 1929 in Altona. Seit 1932 war er der erste Direktor des Diakonissenhauses Tabea. Diesen Dienst „übte er 33 Jahre lang ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod aus. In den Jahren seines Dienstes wurde das Werk am stärksten erweitert, so z. B. um das Krankenhaus in Blankenese, ein Feierabendheim für Schwestern im Ruhestand, die Heime und Häuser in Bad Sachsa, Hannover, Gelsenkirchen, Burg auf Fehmarn und Dargow am Schaalsee“ (A.Steen). „Paul Pohl setzt sich wiederholt kritisch mit der rassistischen Ideologie Rosenbergs auseinander … Angesichts der NS-Propaganda zur Eugenik bekennt er mutig, dass auch behindertes Leben vor Gott heilig sei“ (Andrea Strübind). Bis 1936 sah er in seinen Schwestern-Rundbriefen kritisch auf „den totalen Staat des 3. Reiches“ und äußerte sich zur kirchlichen Situation „ohne Beschönigung“ (Andrea Strübind). Seit 1936 diente er als einer der Bundesältesten (Abt. Seminar) und auch seit 1942 als Mitglied der Bundesleitung. Er war verheiratet mit Hulda, geb. Kleinert (1898-1978). Sie bekamen drei Söhne und zwei Töchter. Zwei der Söhne wurden ebenfalls Pastoren: Helmut und Adolf. Seit der Berliner Zeit pflegte die Familie Pohl freundschaftlichen Umgang mit der Baptistin jüdischer Herkunft Frieda Schmal (1902-1999), die mit ihnen nach Hamburg zog, dort eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte und dann wieder zu ihren Eltern nach Berlin zurückkehrte. Paul Pohl wurde auf dem Hauptfriedhof Hamburg-Altona beigesetzt (Begräbnisstätte der Baptistengemeinde, Abt. 08, VIII). (RF)
Kurzbiographie von Axel Steen in: G.Balders (Hg), Ein Herr, 1984, S. 355.
Kurzporträt in: 100 Jahre Tabea 1899-1999 (Festschrift), S. 69.
Quellen
Tagebücher (im Familienbesitz).
Schwesternbriefe, Rundbriefe, Protokolle, Schulungsmaterial (Archiv Tabea-Diakoniewerk, Hamburg).
Vgl. auch Astrid Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, S. 342f.
Veröffentlichungen
Das Zeugnis der Diakonisse. Nach dem Diakonissenspruch von W. Löhe, o.J. (34 S., Oncken-Archiv Elstal und Archiv Tabea Hamburg).
Vorrecht und Gefahr in der Diakonie. Referat gehalten auf der Tagung der baptistischen Diakonissenhäuser am 5.6.1941 in Hamburg (Archiv Tabea).
(aus der Geschichte Tabeas) Die Gründerjahre 1899-1905, Durch Sterben zum Leben 1906-1909, Zunehmen in allen Stücken 1910-1924, Auf weitem Raum 1925-1932, Die offene Tür 1933-1941, Auf sturmbewegtem Meer, 1941-1945, Die neue Schwesternheimat 1946-1949, in: 50 Jahre Diakonissenhaus Tabea 1899-1949, S. 8-49.
„Ist eine Diakonisse lebensbejahend?“ (1938), in: 50 Jahre Diakonissenhaus Tabea 1899-1949, S. 33 (erwähnt, Schrift im Archiv Diakoniewerk Tabea: 9-05, 22) (Pohls Antwort auf propagandistische Angriffe gegen die Diakonissen, vgl. A.Strübind in: Festschrift 100 Jahre Tabea 1899-1999, S. 107).
Pfingsten - eine herrliche, einmalige Gottestat. Geistesfülle und Geistestaufe nach der Schrift, in: Die Gemeinde 1949, Nr. 11, S. 161-163.
Unsere Diakonie, in: Jahrbuch 1949, S. 152f.
Tabea hat wieder ein Mutterhaus, in: Die Gemeinde 1952, Nr. 17, S. 263.
Christi Majestät in unserem Alltag. Vortrag auf der Tagung des Verbandes der Ev.-Freikirchlichen Diakonissen-Mutterhäuser, Berlin-West, 1955 (16 S.) (Archiv Tabea).
Die Sinngestalt der Ev.-Freikirchlichen Mutterhausdiakonie. Vortrag auf der Tagung des Verbandes Ev.-Freikirchlicher Diakonissen-Mutterhäuser 1957 in Reuti-Hasliberg/Schweiz (Archiv Tabea).
Diakonie, in: Jakob Meister (Hg), Bericht über den Kongress der Europäischen Baptisten 26.-31.Juli 1958 in Berlin, Kassel 1959, S. 152f.
Ihm zu dienen, welch` ein Herr! Zwei Vorträge für Diakonissen, Hamburg 1961 (32 S.) (Archiv Tabea).
Das Geheimnis des Heiligen Geistes, in: Die Gemeinde 20/1970, S. 3.
Literatur
Täuferbote März 1931, S. 6 (Carl Füllbrandt auf Deutschandreise); Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum der Bethelgemeinde Berlin O, Gubener Strasse 10, 1887-1937, bearbeitet v. Theodor Winter und Karl Sult (72 S.), S. 26.28;
Theologische Woche Grundschöttel 1946, in: Die Gemeinde 8/1946, S. 61; Die Gemeinde 1965, Nr. 46, S. 12 (Paul Schmidt, Diakoniedirektor Paul Pohl zum Gedächtnis);
Festschrift Hundert Jahre Ev.-Freikirchliche Gemeinde Hamburg-Altona I, 1871-1971, S. 38.46.47.49 (Hans Luckey); Hans Fehr, Tabea-Direktor Paul Pohl, in: Tabea Kalender 1974, S. 65-68; Ernst Krischik, Paul Schmidt, in: Arno Pagel (Hg.), Sie führten zu Christus, Marburg an der Lahn (1976) ²1978, S. 124; G. Balders, Eine „Theologie des Führerprinzips“? Deutsche Baptisten auf der Suche nach einem Weg im Dritten Reich, in: ThGespr 1-2/1979, S. (29-40) 31.34; G. Balders, „Heilige Gefolgschaft“. Über das „Führerprinzip“ im Bund der Baptistengemeinden am Anfang des Dritten Reiches, in: ThGespr 3-4/1979, S. (5-15) 14.15;
G. Balders (Hg), Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland 1834-1984. Festschrift, Wuppertal/Kassel 1984, S. 104 (P.P.=Paul Pohl).150.355; 130 Jahre. 1854-1984 Chronik Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Wetter. Chronik der Gemeinde Volmarstein-Grundschöttel, Februar 1985, S. 25; Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, 2.Aufl. 1995, S. 198f.223; Andrea Strübind, Von Euphorie keine Spur. Tabea zwischen 1933 und 1945, in: Festschrift 100 Jahre Tabea 1899-1999, Hamburg 1999, S. 92-121 (erweitert unter dem Titel „Dienst am Volk. Das Diakoniewerk Tabea und das ´Dritte Reich`, in: ZThG 5/2000, S. 66-97: https://www.gftp.de/downloads-und-dokumente/send/28-zthg-05-2000/165-astruebind), außerdem wird Paul Pohl erwähnt S. 32.34.41.42f.44.48.50.52.55f.57 (Ehefrau).64.67.68.69.88.122.144.148; Diabo&Lüllau, „Hoffentlich enttäuscht uns Hitler nicht“. Briefe, Bilder, Berichte einer Predigerfamilie 1925-1960, hg. v. Uwe A. Gieske, Berlin 1999, S. 14(?).22.24.40.81;
Astrid Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, Register und 324.327.329.342f (Quellen); Franz Graf-Stuhlhofer, Öffentliche Kritik am Nationalsozialismus im Großdeutschen Reich. Leben und Weltanschauung des Wiener Baptistenpastors Arnold Köster (1896-1960), Neukirchen-Vluyn 2001, S. 22; Zwischen Himmel und Erde. Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde München (Baptisten), hg. von Andrea und Kim Strübind, 2002, S. 98; Familiengeschichte von Brigitte und Adolf Pohl, 2003 (181 S., im Familienbesitz); Ludwig David Eisenlöffel, Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland. Innenansichten 1945-1985 (Kirche-Konfession-Religion Bd. 50), Göttingen 2006, S. 175; Arno Kallweit, Schleswigs Baptistenchronik 1856-2006 im Spiegel deutsch-dänischer Geschichte, Berlin 2006 (467 S.), S. 279.333; D. Lütz (Hg), „Die Bibel hat die Schuld daran“. Festschrift zum 175. Jubiläum der Oncken-Gemeinde in Hamburg 2009, S. 361;
„Wir ließen alles stehen…“ Die Geschichte einer baptistischen Judenrettung, in: Die Gemeinde 2/2012, S. 16f (mit Foto Familie Pohl und Frieda Schmal); Andrea Strübind, „Eine Kirche der kleinen Leute“. Der Wiederaufbau der Christuskirche in Hamburg Altona (1957), in: ZThG 19/2014, S. (125-134) 127.129; Imanuel Baumann, Loyalitätsfragen. Glaubensgemeinschaften der täuferischen Tradition in den staatlichen Neugründungsphasen des 20. Jahrhunderts (Kirche-Konfession-Religion Bd. 78), Göttingen 2021, S. 323 A. 1025; Andrea Strübind, „Der Traum ist aus.“ Die Baptistengemeinde Hamburg-Altona in den Jahren 1933-1945, in: ZThG 27/2022, S. (35-55) 36f.38.39.42.43.48.51.52; Martin Rothkegel, Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, in: Festschrift 150 Jahre Gemeinde Altona 1871-2021, Hamburg 2023, S. (44-69) 68f (= Die Baptistengemeinde Altona vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, 1871-1933, in: Freikirchenforschung 32 (2023), S. (145-161) 159.160.
Bildnachweis: Tabea Diakoniewerk