August Liebig (* 14. Februar 1836 in Bernstein/Pommern; † 19. August 1914 in Pleasent Valley/North Dakota/USA) war Schlosser und Handwerkermissionar, Prediger und Gemeindegründer in Südosteuropa und Südrussland, diente in Baptisten- und Mennonitengemeinden und emigrierte 1892 in die USA.
Er wurde in Bernstein/Pommern als viertes von acht Geschwistern geboren und 1856 von Wiehler in Reetz getauft. Zunächst war er Missionsgehilfe von Prediger Kemnitz in Templin, kam 1859 als Schlosser nach Hamburg. Ab 1863 missionierte er in Rumänien und besuchte 1865 den Missionskurs in Hamburg (Februar bis Juli). J. G. Oncken sandte ihn danach als Handwerkermissionar (über Berlin, Breslau, Wien, Budapest) nach Rumänien und in die Dobrudscha, die damals noch zur Türkei gehörte. Er kehrte zurück in die 1864 entstandene Gemeinde Bukarest. 1866 unternahm er eine Reise nach Südrussland, um Spannungen in Mennonitengemeinden erfolgreich zu klären. Nach Haft und Ausweisung kam er zurück in die Dobrudscha. In Anwesenheit Onckens wurde dort 1869 die Baptistengemeinde Catalui konstituiert. Sie war die erste Baptistengemeinde im Osmanischen Reich. (Über die Gemeinde berichtete 1972 Elsbeth Highfield, die Ehefrau des Baptistenpredigers Jacob Rauschenberger) Er nahm Carl Füllbrandt (Vater) mit in seinen Missionsdienst. Als Prediger diente er in Odessa von 1874 bis 1887, wo durch seine Arbeit 40 Stationen entstanden. An der Entstehung der ersten russischen Gemeinde in Tiflis (1880, Älteste Woronin [der erste russische Baptist] und Pawlow) war er maßgeblich mitbeteiligt. Dann wechselte er in die Gemeinde Lodz I, in der er von 1888-1890 Prediger war. 1890 wurde er wegen „Propagandamachens“ nach Deutschland ausgewiesen und diente in der Gemeinde Stettin. 1892 emigrierte die Familie mit fünf Kindern in die USA. Er wirkte in Baptisten- und Mennonitengemeinden in Süd- und Nord-Dakota und gründete eine deutsche Baptistengemeinde. Er war seit 1865 verheiratet mit Sophia Ratzeburg; mit ihr hatte er 10 Kinder, aber nur fünf erreichten das Erwachsenenalter. (RF)
Unveröffentlichte Kurzbiographie von 1984
Albert W. Wardin, Jr., August G. A. Liebig, German Baptist Missionary and Friend to the Mennonite Brethren, in: Journal of Mennonite Studies 28 (2010), S. 167-186: https://jms.uwinnipeg.ca/index.php/jms/article/view/1367/1358
Kurzbiographie in wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/August_Liebig
Kurzbiographie in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online: http://gameo.org/index.php?title=Liebig,_August_G._A._(1836-1914)
Centre for Mennonite Brethren Studies: https://cmbs.mennonitebrethren.ca/personal_papers/liebig-august-g-a-1836-1914/
Elsbeth Highfield, (Die baptistischen Gemeinden. Zur Geschichte Cataluis) Zur Geschichte der Baptistengemeinde Katalui, in: Jahrbuch 1972 der Dobrudscha-Deutschen, S. 208-217: http://www.dobrudscha.eu/doc/Jahrbuch/1972_208.pdf
Protokollbuch/Gemeinderegister Catalui (Oncken-Archiv Elstal).
Protokollbücher der Baptistengemeinde Bukarest, Bd. 1, 1864-1913 (Oncken-Archiv Elstal).
Missionsblatt 1869/1870 (Reise Onckens nach Südrussland, Dobrudscha, Rumänien).
Handbuch M. Jelten, 1997, S. 239 (Gebrüder Liebig).
Joseph Lehmann, Geschichte, Bd. 2, 1900, S. 309.312.318f.321; neu bearbeitet von F.W.Herrmann, 1922, S. 294 (?);
Peter M. Friesen, Die Alt-Evangelische Mennonitische Bruderschaft in Russland (1789-1910), Halbstadt/Taurien 1911;
Johannes Pritzkau, Geschichte der Baptisten in Süd-Rußland, Odessa 1913 (204 S.), Nachdruck Lage 1999 (197 S.), S. 32.40.46.48.62.70ff.77f.80.81.88.89.90.93.99.123.139.171.172;
Eduard Kupsch, Die Geschichte der Baptisten in Polen 1852-1932, Zdunska-Wola 1932 (503 S.), S. 159f.161 (Foto);
C.A.Flügge, Werdet Seelengewinner! 4.Aufl. 1934, S. 116;
J. Meister (Hg), Bericht über den Kongress der Europäischen Baptisten 26.-31.Juli 1958 in Berlin, Kassel 1959, S. 236;
Donat, Entstehung, Register;
Donat, Ausbreitung, Register und S. 164;
W. Gutsche, Westliche Quellen des russischen Stundismus. Anfänge der evangelischen Bewegung in Rußland, Kassel 1956, ²1957, S. 37;
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Elsbeth Highfield, (Die baptistischen Gemeinden. Zur Geschichte Cataluis) Zur Geschichte der Baptistengemeinde Katalui, in: Jahrbuch 1972 der Dobrudscha-Deutschen, S. 208-217: http://www.dobrudscha.eu/doc/Jahrbuch/1972_208.pdf;
Robert Kluttig, Geschichte der deutschen Baptisten in Polen 1858-1945, Winnipeg/Kanada 1973, S. 49.60.82.356 (Lebensabriss);
Wilhelm Kahle, Evangelische Christen in Rußland und der Sovetunion. Ivan Stepanovic Prochanov (1869-1935) und der Weg der Evangeliumschristen und Baptisten, Wuppertal und Kassel 1978, S. 40;
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W. H. Müller, Die fünf Brüder Liebig, Hamburg 1980 (Seminarabschlussarbeit);
G. Balders (Hg), Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland 1834-1984. Festschrift, Wuppertal/Kassel 1984, S. 293;
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Heinrich Löwen, In Vergessenheit geratene Beziehungen. Frühe Begegnungen der Mennoniten-Brüdergemeinde mit dem Baptismus in Rußland - ein Überblick, Logos-Verlag, Bielefeld 1989, S. 17.19-21.55.58;
Peter J. Klassen, Freikirchentum in Polen und Westpreußen: Mennoniten und Baptisten, in: Verein zur Förderung der Erforschung freikirchlicher Geschichte und Theologie (Freikirchenforschung), Referate des 3. Symposiums April 1991, Münster 1991, S. (11-17) 14;
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Ian M. Randall, Communities of Conviction. Baptist beginnings in Europe, Schwarzenfeld 2009, Index;
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Abe J. Dueck, August G.A. Liebig and his North American Legacy , in: Mennonite Historian 38, 3 (September 2012), S. 1.6-7;
Albert W. Wardin Jr, On the Edge. Baptists and other Free Church Evangelicals in Tsarist Russia, 1855-1917, Eugene/OR 2013 (533 S.), Register (S. 73.74.76.77.305);
Tobias Weger, Die Baptisten in und aus der Dobrudscha. Eine lokale und eine globale Verflechtungsgeschichte, in: Entgrenzungen. Festschrift zum 60. Geburtstag von Andrea Strübind, hg. v. Sabine Hübner und Kim Strübind, Berlin 2023, S. (97-122) 99-102.
Rezension von Hartmut Wahl zu S. Hübner/K. Strübind (Hg.), Entgrenzungen. Festschrift Andrea Strübind, 2023, in: Freikirchenforschung 33/2024, S. (197-201) 200.
Bildnachweis: Eduard Kupsch 1932